Am Montag habe ich Colonia verlassen, um mich auf den Weg nach Montevideo zu machen. Von dort sind es bis in die Hauptstadt knappe 200 km, doch ich hatte mir vorgenommen diese Strecke weder mit dem Zug, noch mit dem Bus hinter mich zu bringen. Dieser Abschnitt sollte mein Hitchhiking-Debut werden.
Nach dem Frühstück bin ich in Colonia noch geschwind zum Supermarkt, um mich für den Tag mit ausreichend Wasser und etwas zu Knabbern einzudecken – man weiß ja nie wie viel Zeit man mit Warten verbringt. Vorsicht ist nun mal besser als Nachsicht. Danach ging es direkt los. Glücklicherweise ist Colonia nicht wirklich groß und so war ich nach einer guten Viertelstunde bereits am Ortsausgang und suchte mir einen geeigneten Platz.
Zu meiner geplanten Route muss ich hinzufügen, dass es vermutlich selten eine Leichtere gibt. In diesem kleinen Land leben die Hälfte der drei Millionen Einwohner direkt in Montevideo. Von dem her führen alle Straßen auch direkt dort hin. Hinzu kommt, dass ich mich in Colonia so postieren konnte, dass so gut wie keine großen Abzweigungen mehr kommen konnten. Da hat der Remi mal wieder gut die Karte studiert.
Zurück zum eigentlichen Geschehen. Drei mal habe ich meinen Standort weiter Richtung Ortsausgang verschoben, wo ich schlussendlich eine geeignete Stelle gefunden habe. Nun hieß es: Daumen raus, freundlich lächeln und warten.
Nach einer knappen halben Stunde hielt zum ersten Mal ein LKW an und ich fragte wo es hingeht. Montevideo, Bingo! Also rauf ins Fahrerhaus und los geht’s. Anfängerglück vom Feinsten.
Mein Fahrer heißt Carlos, fünfzig Jahre alt und ist echter Uruguayer (ja, ich habe den richtigen Namen googlen müssen). Er fährt Tiefkühlbrötchen von Montevideo durchs ganze Land. An dem Tag hatte er seine Fracht in Colonia bereits abgliefert und war nun auf dem Rückweg in die Hauptstadt, wo er auch wohnt. Carlos ist sehr sympathisch und wir unterhalten uns die ganze Fahrt, sofern mein Spanisch dies zulässt. Einmal hält er sogar an, nur damit ich ein Foto machen kann.
Er erzählt mir, dass es hier in der Gegend viele europäische Siedlungen gibt. Anscheinend haben sich die Einwanderer aus dem gleichen Land zusammengetan und sind über Generationen unter sich geblieben. Auch er habe deutsche Vorfahren, aber er weiß leider nicht woher, denn er habe seinen Großvater nie kennengelernt.
Ansonsten ist die Fahrt nach Montevideo recht unspektakulär. Das Land ist entlang der Autobahn zwar stetig aber dünn besiedelt. Es geht vorbei an unzähligen Rinderfarmen und Käsereien, die ganz klar auch ihre Berechtigung haben hier zu existieren. Die Landschaft ist saftig grün und durchzogen von kleinen Seen und Tümpeln. Ich denke den Kühen geht es hier annähernd so gut, wie den glücklichen Artgenossen aus dem Allgäu.
Die Autobahn ist in einem recht guten Zustand. Ab und zu trifft man auf das eine oder andere kleine Schlagloch, aber die kann man getrost vernachlässigen. Carlos fährt durchgehend zur Hälfte auf dem Seitenstreifen. Auf meine Nachfrage meint er, dass auf diese Weise die schnelleren Reisebusse besser durchkämen. So sind die Leute hier eben: Freundlichkeit kommt vor den Regeln.
Als wir uns Montevideo nähern ist mein Fahrer sogar so nett, mir über seine Schwester eine passende Busverbindung zu organisieren. Er muss nämlich nur bis in den Westen der Stadt und ich möchte ins dahintergelegene Zentrum. An einer geeigneten Bushaltestelle lässt Carlos mich also raus, ich bedanke mich herzlich und nehme dann tatsächlich den richtigen Bus bis ins Stadtzentrum. Da kann man nur sagen, dass mein erster Tramper-Trip ein voller Erfolg war. Trotz der guten Voraussetzungen bin ich ein kleines wenig stolz auf mich.
Montevideo
Nachdem ich mir in Montevideo ein Hostel gesucht habe, bin ich sofort auf eine Runde durch die Altstadt gegangen. Das Wetter war gerade dabei zu kippen und ich wollte noch etwas sehen, bevor es anfing zu regnen.
Im Gegensatz zu Buenos Aires ist Montevideo von Stränden geradezu umzingelt. Ein Umstand auf den die Bewohner sehr stolz sind, denn sie sehen sich in allen Belangen in direkter Konkurrenz zur argentinischen Hauptstadt auf der anderen Seite des Flusses. Viele junge Uruguayer wandern dorthin ab und die Daheimgebliebenen sind umso stolzer auf das, was sie haben.
Montevideo ist zwar recht groß, aber um einiges gemütlicher als Buenos Aires. Auf den Straßen hat man das Gefühl, dass gar keine Verkehrsordnung nötig wäre, da die Leute ohnehin langsam fahren und Fußgänger passieren lassen. Als besonders romantisch würde ich die Altstadt allerdings nicht bezeichnen. Sie ist eine wilde Mischung aus modernen und alten Gebäuden, welche zu großen Teilen verwahrlost sind.
Hinzu kommt, dass sich die Bewohner den begrenzten Platz auf der Landzunge von Montevideos Altstadt noch mit dem Industriehafen und der Marine teilen müssen. So findet man dort einige belebte, aber auch genauso viele graue oder verlassene Straßen.
Wenn wir gerade von Marine sprechen: Ich habe erfahren, dass die Engländer während dem zweiten Weltkrieg ein deutsches Kriegsschiff im Rio de la Plata versenkt haben. Besser gesagt mussten die Deutschen nach der Schlacht für Reparaturen in Montevideo einlaufen, wo sie aber nicht ausreichend lange bleiben durften und so haben die ihr Schiff selbst gesprengt. Was die Deutschen hier genau wollten ist mir unklar, aber damit wird der Begriff „Weltkrieg“ seiner Bedeutung für mich mal wieder ein wenig gerechter.
Am Ende der Stadt gibt es eine Mole, welche einen weit aufs offene Gewässer rausführt. An unzähligen Fischern laufe ich vorbei, um bis zu seiner Erhöhung zu kommen, und der Weg hat sich gelohnt. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf die gesamte Altstadt. Unglücklicherweise fängt es in diesem Moment an zu Gewittern und ich sehe zu, dass ich von diesem ausgesetzen Punkt wegkomme.
Ach ja, habe ich bereits erwähnt, dass Uruguay der einzige Staat ist, in dem es jedem Bürger erlaubt ist Marihuana anzubauen? Man wird kaum ein paar Minuten durch die Stadt laufen können ohne ab und zu den Geruch der Pflanze oder eines Rauchenden zu vernehmen. Das Zeug wächst hier sogar auf der Straße.
Kurz darauf hat es heftig angefangen zu regnen und ich bin schnell zurück zum Hostel. Dort habe ich mich den restlichen Nachmittag und Abend mit dem Besitzer unterhalten und gemeinsam Mate getrunken. Im Anschluss haben wir noch mit zehn Leuten gegrillt und den Abend geschwätzig ausklingen lassen.
Die nächsten zwei Tag wollte es gar nicht mehr aufhören zu regnen. Auf deutsch geschrieben war das Wetter ziemlich zum kotzen. Etwas zu besichtigen hätte keinen Sinn gemacht und hinzu kommt, dass Mittwoch, als der Regen etwas schwächer wurde, ein Feiertag war. Also habe ich die Tage genutzt um meine Sachen mal in den Waschsalon zu bringen. Davon abgesehen bin ich bis auf ein paar Einkäufe im Hostel geblieben.
Das Hostel, in dem ich wohnte, war mehr eine WG als eine Unterkunft für Reisende. Es liefen zwei Katzen umher, ein Mann wohnte hier mit seiner vierjährigen Tochter und die meisten waren hier schon seit mehreren Monaten. So hatte ich doch zwei recht angenehme Tage im Hostel, an denen ich mich gut unterhalten, aber wenig unternommen habe. Am nächsten Tag wurde das Wetter wieder besser, aber das ist eine andere Geschichte.
Si le centre ville ressemble vraiment à l ‚ image 8 ( rue abandonnée), ca a l’air vraiment craignos…..!
Je te felicite pour ton premier Tour en stop réussi:-))
Je te souhaite que la chance continue de t ‚ accompagner dans tes prochains départs en auto stop.
Bisou
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Haha il y a autres rues plus belles, aussi 😉
Merci beaucoup maman 🙂
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