A morning run in B.A.

Erste Eindrücke beim Joggen

Nachdem ich am Abend des 11.10.16 nach einem sehr langen und anstrengenden Flug in Buenos Aires gelandet bin, habe ich erst mal ein Taxi zu meinem Hostel genommen (ich wurde ziemlich abgezogen, aber am Anfang tut’s immer weh) und habe mich als bald auch schon schlafen gelegt. Immerhin war ich 24 Stunden unterwegs.

Am nächsten morgen bin ich, für meinen Geschmack, etwas zu früh aufgewacht und musste also überlegen, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Erst mal einen groben Überblick über die Stadt erlangen wäre doch nicht schlecht. Was macht man also am Besten, wenn man die ersten Eindrücke einer Stadt sammeln will? Herumlaufen wäre keine schlechte Option. Fahrrad fahren ist auch gut, aber ich habe keins. Mit dem Bus eine Tour machen; da müsste man sich erstmal erkundigen. Ein Taxi suchen und sich eine Runde durch die Gegend kutschieren lassen? Nein, nicht wirklich. Eine Runde Laufen gehen. Das wär’s doch. Dabei ist man unabhängig, nicht zu schnell und nicht zu langsam und man kann deutlich mehr ablaufen, als wenn man normal durch die Gegend schlendert.

Gedacht, getan: Ich habe mir meine Sporthose angezogen (eigentlich ist es meine Bodehose, aber fällt ja keinem auf) und dann noch kurz in die Karte geschaut, um einen groben Überblick zu bekommen. Los geht’s.

Mein Hostel liegt ziemlich zentral in der Stadt, unmittelbar vor dem Nationalkongress. Dort möchte ich jetzt allerdings nicht hin. Auf meiner Karte habe ich gesehen, dass in der entgegen gesetzten Richtung das Meer liegt. Also schlage ich erst mal diese Richtung ein.

Buenos Aires ist eine richtige Großstadt, das wird mir jetzt erst klar. Sie wurde von sehr strengen Stadtplanern auf einem strikten Raster erichtet, was den Effekt hat, dass alle Straßen gleich aussehen. Zumindest im Zentrum, wo die 7- bis 8-Stöckigen Altbauten das Straßenbild dominieren. Im Erdgeschoss finden sich viele kleine Läden verschiedenster Art. Um nicht ständig abbremsen zu müssen, wechsle ich immer wieder zwischen dem Gehweg und dem Fahrrad weg. Ja, hier gibt es Fahrradwege und tatsächlich auch Fahrradfahrer. Da könnte sich die eine oder andere europäische Großstadt ruhig mal eine Scheibe von abschneiden. Trotzdem entscheide ich mich nach ein paar Minuten erst mal die Kopfhörer wieder raus zu nehmen, da der Verkehr ziemlich hektisch ist und ich gerne hören würde welches Auto mich gleich überfährt. Fußgängerampeln werden hier nur an größeren Straßen ernst genommen und das ist auch in Ordnung so. Aufpassen sollte man auf jeden Fall vor den Bussen. Diese beschleunigen erstmal, wenn sich ein Fußgänger vor ihnen befindet. Ich lasse mich so lange vom Verkehr treiben, bis ich auf die Hauptsraße von Buenos Aires mit keine-ahnung-wie vielen Spuren treffe. Es sind sehr viele Spuren. In der Mitte dieser Hauptstraße steht ein riesen Obelisk, wirklich beeindruckend, aber was der hier zu suchen hat ist mir nicht ganz klar. Ich überqueren die Straße und allmählich ändert sich das Stadtbildt. Die Altbauten weichen moderneren Gebäuden, welche immer mehr an Höhe gewinnen. Plötzlich entwickelt sich daraus eine richtige Hochbausiedlung. Großstadt halt.

Schließlich komme ich an einen großen Kanal und überquere diesen. Ich war zwar noch nie in Hamburg, aber so stelle ich es mir vor.

Überhaupt hat mir die Stadt bisher ein ziemlich europäisches Bild vermittelt. Die Autos, welche hier verkehren sind alle in gutem Zustand, die Straßen wohlgepflegt. Nach dem klassischen Südamerika sieht es hier jedenfalls nicht aus, aber das ist bei Buenos Aires ja allgemein bekannt. Hier gibt es Geh- und Radwege, ja sogar öffentliche Mülleimer an jeder Ecke. Ein Phänomen, das selbst in Europa nicht selbstverständlich ist. Ich laufe weiter und sehe weiter hinten etwas grün. Die Grünflächen, die ich bisher gesehen habe waren sehr klein und oftmals mehr braun als grün. Da die Farbe der Natur ja meine neuen Lieblingsfarbe ist, folge ich ihrem Ruf und befinde mich plötzlich im Naturschutzgebiet von Buenos Aires.

Hier kommen mir die ersten Jogger entgegen. Ich folge dem Pfad der mittleren Route und erreiche nach einigen Minuten das Meer. Nachdem es vorhin leicht geregnet hat, kommt jetzt passend die Sonne zum Vorschein. Zum Baden ist mir allerdings nicht zu Mute. Der Strand ist übersäht mit Müll. Oder sollte ich lieber sagen der Müll ist durchsetzt mit ein wenig Strand? Ich kann mich nicht entscheiden, aber der Strand ist jedenfalls sehr sehr dreckig. Schade.

Ich laufe weiter und komme an einen weiteren Zugang zum Strand. Hier sieht es nicht besser aus als vorher. Allerdings sehe ich etwas graues ins Gebüsch huschen. Ich gehe näher hin und erkenne am Rand des Schilfes ein kleines Tierchen. Ich bilde mir ein, dass dies ein Meerschweinchen sei, aber vermutlich war es einfach nur ein Hase mit kleinen Ohren. Leider habe ich kein Beweisfoto machen können, aber dafür zeige ich euch einfach ein anderes Tier.

Mittlerweile zeigt die Frühlingssonne ihre ganze Kraft und ich frage mich wie lange ich schon unterwegs bin. Zu lange, bald wird das Frühstück abgeräumt. Ich drücke ein wenig auf die Tube und komme an einem großen Moor vorbei. Glücklicherweise habe ich beim stoppen die Kopfhörer abgesetzt. Lautes Vogelzwitschern um mich herum. Sehr angenehm. Von hier habe ich einen guten Blick auf die Hochhäuser hinter dem Naturschutzgebiet. Ein schöner Kontrast, denke ich mir und schieße ein paar Fotos.
Irgendwann habe ich es dann zum Ausgang auf der anderen Seite des Naturschutzgebietes geschafft. Ein Jogger trinkt vor mir etwas aus einem Wasserhahn. Wasser könnte ich auch gut gebrauchen. Ich nehme ein paar Schlücke; das Wasser schmeckt nach Schwimmbad. Hätte ich mir auch denken können. Halbwegs erfrischt komme ich an einem großen Wasserbecken am Rande des Naturschutzgebietes vorbei. Hier fahren schwimmende Traktoren herum und reinigen die Oberfläche. Ich bin mir nicht sicher, ob sie das wegen dem Müll oder wegen den Algen machen.

Schließlich komme ich wieder am Hamburger Kanal vorbei, diesmal allerdings am anderen Ende. Eine Dame frägt mich, ob ich ein Foto von ihr machen kann. Blöderweise habe ich nicht gefragt, ob das auf Gegenseitigkeit beruht.

Meine Beine tun jetzt mittlerweile ziemlich weh und ich habe durst. Natürlich habe ich mich in der Strecke mal wieder völlig verschätzt, noch dazu wenig geschlafen, aber ich habe auch viel entdeckt, von daher lässt sich das aushalten. Dennoch suche ich auf Google Maps den schnellsten Weg zurück. Im Offline-Modus der Ebengenannten App können leider nur Routen für Autofahrer angezeigt werden. Noch 25min mit dem Auto zum Hostel. Ouch. Da muss ich jetzt durch.

Ein paar Blocks vor dem Hostel beginne ich mich auszulaufen. In Buenos Aires gibt es keine Meter, nur Blocks. Das schöne daran ist, dass jeder Block eine Seitenlänge von 100 Metern hat (Blocks sind Quadrate). Ich genieße noch die letzten Meter in gemächlichem Tempo bis zum Hotel. Das Wetter hat sich mittlerweile echt gemacht. Noch ein Grund mehr hier und nicht in der kalten Heimat zu sein. Bei dem Gedanken muss ich lächeln, als ich das Hostel betrete. Das Lächeln vergeht mir allerdings sofort: Ich habe das Frühstück verpasst. Was soll’s. Ich habe eine wundervolle Stadt zu erkunden, da wird sich schon was zu Essen finden.

2 Gedanken zu “A morning run in B.A.

  1. World city jogging: eine der coolsten Sportarten, und immer ein erster interessanter Zugang. Aber ein bischen kann ich von Dir da noch zusätzlich lernen. Die Erzählung ist wie wenn man tatsächlich dabei ist, und Google phone mit foto und maps sieht nach einem sehr nützlichen upgrade für meine eigene Steinzeittechnik aus. Man könnte da mal ein nettes neuartiges Geschichtenbuch für Globetrotter zusammenstellen: zwei paar alte Turnschuhe unterhalten sich über ihre Erlebnisse. Vielleicht ein Projekt nach der Rückkehr.

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