Über meine ersten zwei Wochen und die nahe Zukunft
Es sind nun schon beinahe zwei Wochen vergangen, seitdem ich Konstanz verlassen habe. Wie ihr bereits wisst lautet der Name meiner zweiten Station Buenos Aires; eine kleine Provinzhauptstadt an der argentinischen Atlantikküste. Das ist natürlich nicht wahr, Buenos Aires ist eine verdammt große Landeshauptstadt mit rund 13 Millionen Einwohnern (und das bekommt man auch zu spüren). Hier bin ich nun seit 12 Tagen und werde auch noch für eine Woche bleiben. Warum? Dazu später mehr.
Was bisher geschah
Meine erste Woche in B.A. habe ich damit verbracht die vielen touristischen Attraktionen, die diese Stadt zu bieten hat, Stück für Stück abzuarbeiten. Ich war sehr viel zu Fuß unterwegs und habe mir die verschiedenen Stadtviertel, mit ihren variierenden Baustilen, geschichtsträchtigen Monumenten und großzügigen Parks angesehen. Ich war so viel unterwegs, dass ich nach einer Woche das Gefühl hatte die gesamte Stadt gesehen zu haben. In Wirklichkeit waren es vielleicht fünf Prozent. Wie bereits erwähnt, musste ich feststellen, dass diese Stadt einfach gigantisch groß ist. Mittlerweile ist mir klar, dass ich mich am Anfang ziemlich übernommen habe, denn die täglich abgelaufenen Distanzen führten dazu, dass ich Abends nur noch mit Blasen an den Füßen ins Bett fallen konnte. Ihr wollt das sicherlich nicht lesen, aber in der ersten Woche war es hier außerdem ziemlich heiß. Schließlich befinden wir uns mitten im südamerikanischen Frühling und das Wetter tat sein Bestes, um mir noch den letzten Rest zu geben. So konnte ich die nächste Woche nicht weitermachen. Aus Fehlern lernt man und der eigenen Reisestil muss erstmal gefunden werden. Genaueres dazu gibt es später noch.
Unglücklicherweise musste ich in meiner ersten Woche außerdem feststellen, dass meine Spanischkenntnise definitiv nicht dazu ausreichten eine normale Konversation zu führen. Deswegen habe ich mich auf die Suche nach einer Spanischschule gemacht – und auch eine gefunden. Ganz unkompliziert konnte ich dort noch vor meinem ersten Wochenende vorbeischauen und den Vertrag unterschreiben. Seit einer Woche gehe ich nun täglich für drei Stunden in die Schule und bin fleißig am Lernen, Hausaufgaben inklusive. Der Spanischkurs wird auch noch die folgende Woche meinen Alltag bestimmen.
Als Zwischenfazit möchte ich sagen, dass es eine verdammt gute Entscheidung war mich dort anzumelden. Außerdem habe ich mit der Wahl der Schule dreifaches Glück gehabt. Erstens ist es eine sehr kleine Schule im Zentrum von Buenos Aires. Mein Hostel und die Schule trennen nur eine knappe halbe Stunde Fußweg, was für eine Stadt dieser Größe wirklich nicht viel ist. Sie befindet sich in einem Altbau-Wohnhaus und die Atmosphäre ist ausgesprochen familiär. Zweitens befinden wir uns gerade noch in der Nebensaison, weswegen ich lediglich nur eine Mitschülerin habe, die obendrein sehr sympathisch ist. Somit bekomme ich quasi Einzelunterricht zum gleichen Preis. Wenn wir gerade dabei sind: Drittens habe ich 30% Rabatt bekommen, da die neue argentinische Regierung für nächstes Jahr eine Währungskorrektur veranlagt hat, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Auf Grund dessen hat die Schule bereits ihre Preise für die kommende Saison angepasst und ich bin der erste der davon profitiert. Bei mir dreht sich halt mal wieder alles nur ums Geld. Spaß beiseite, ich bin sehr glücklich über die Wahl meiner Schule und habe außerdem großen Spaß am Lernen. Mir neues Wissen aneignen zu können war ohnehin etwas, das mir im vergangen Jahr seit meinem Abi sehr gefehlt hat. Ich bin optimistisch, dass ich bis zum Kursende am Freitag nächster Woche eine ausreichende Basis aufgebaut habe, um eine normale Konversation führen zu können. Sobald man mal einiges verstehen und ein wenig sprechen kann, kommt der Rest dann von alleine.
Durch den Spanischkurs werde ich also knappe drei Wochen in Buenos Aires verbringen. Es hat sich herausgestellt, dass es für keine schlechte Idee war, zunächst länger an einem Ort zu bleiben. Dadurch habe ich die Möglichkeit mich an den Lebensstil zu gewöhnen, ohne gleich ins kalte Wasser geschmissen zu werden, in dem ich täglich den Ort wechsle. Gewöhnen muss man sich an die einfachsten Dinge, wie zum Beispiel die Organisation des eigenen Rucksacks. Was muss nach oben, was brauche ich nicht so oft?Welche Dinge brauche ich mehrmals täglich und was gehört besser in meinen Daypack oder Locker? Wie sieht meine ideale Morgenroutine aus und wann wasche ich meine Wäsche? Wo hänge ich diese danach auf, sodass sie gut trocknet, aber nicht unbedingt gestohlen wird? Hierbei spreche ich von eine schmerzhaften Erfahrung, da mir bereits eines von meinen drei T-Shirts fehlt. Schmerzhaft war ebenfalls mein Hungergefühl, welches mich schlussendlich dazu bewegte regelmäßigere Mahlzeiten einzunehmen. Die Konsequenz daraus bedeutet, dass man sich täglich darüber Gedanken machen muss, was man kochen könnte. Essen ist hier sehr teuer, insofern spielt der Preis natürlich auch eine Rolle.
Neben den praktischen und organisatorischen Problemen, die dieser Lebensstil mit sich bringt, gibt es auch soziales und kommunikatives zu lernen. Schließlich bin ich für zehn Monate alleine unterwegs, möchte jedoch nicht völlig vereinsamen. Alles in allem nutze ich die Zeit hier gut, um mich auf konfortablere Art und Weise dem Lebensstil anzupassen, als wenn ich von vornherein täglich den Ort wechseln würde. Außerdem unterhalte ich mich an meinen freien Nachmittagen oder Abenden viel mit meinen Mitmenschen und lerne von deren Erfahrungen. Der Spaß kommt dabei selbstverständlich auch nicht zu kurz.
Das Hostel in dem ich nun schon seit einigen Tagen wohne beherbergt eine bunte Mischung verschiedener Reisender. Ich habe keinen blassen Schimmer warum dem so ist, aber die Franzosen sind die mit Abstand am meisten vertetene Nationalität. Demnach spreche ich hier sehr viel französisch. Etwas weniger unterhalte ich mich auf Englisch, gefolgt von Spanisch. Deutsch rede ich hier so gut wie nie. Allerdings habe ich den Kontakt zu Deutschen bisher auch eher gemieden. Ich bin nun mal hier um etwas anderes als bisher zu erfahren.
Was in Zukunft passiert
Wie bereits erwähnt habe ich noch eine Woche Spanischkurs vor mir und werde Argentinien dann erstmal verlassen. Buenos Aires gefällt mir als Stadt zwar gut, allerdings ist sie mir ein wenig zu groß und europäisch. Ich vermisse das Gefühl wirklich in Südamerika zu sein, denn danach sieht es hier überhaupt nicht aus. Wer unbedingt mal nach Südamerika möchte, aber unter der Kulurschockophobie leidet, dem kann ich diese Stadt nur empfehlen. Desweiteren vermisse ich die Natur. Hier gibt es zwar viele schöne Parks, aber die sind nichts gegen einen echten Wald. Oder eine Prärielandschaft. Oder Berge.
Deswegen werde ich am Freitag nächster Woche mit der Fähre nach Uruguay fahren und von dort versuchen gen Norden mit dem Ziel der Iguazu-Fälle zu kommen. Bis dahin wird aber erstmal noch fleißig Spanisch gelernt. Chao.